Sichere Messenger-Dienste sind Überwachungsbehörden und autoritären Staaten ein Dorn im Auge. Denn durch die eingesetzte Verschlüsselung kann die Kommunikation nicht mehr ohne Weiteres belauscht werden.
Eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters sorgte daher für Schlagzeilen: Hackerangriff auf die Instant-Messenger-App "Telegram". Über ein Dutzend Nutzerkonten hätten die mutmaßlichen Hacker erbeutet. Zusätzlich seien die Telefonnummern von rund 15 Millionen Telegram-Usern bekannt geworden.
Bei den Opfern handele es sich ausschließlich um iranische Anwender, meldet die Nachrichtenagentur. Die Attacke gelang durch abgefangene SMS-Nachrichten. Diese Nachrichten dienen als Bestätigung bei der Registrierung.
Wie bei den meisten Messenger-Diensten müssen sich Nutzer bei Telegram beim ersten Anmelden registrieren. Ebenso, wenn ein neues Gerät zum Nutzerkonto hinzugefügt wird. Hierbei überprüft Telegram, ob die Anmeldung auch wirklich von der angegebenen Telefonnummer stammt, indem an diese Nummer eine SMS gesendet wird. Ansonsten könnten Betrüger mit fremden Telefonnummern und unter falschem Namen auftreten.
Diese SMS wurde bei dem Angriff abgefangen. So konnte das Nutzerkonto gekapert werden. Dies dürfte jedoch ohne Unterstützung der Telefongesellschaft, die im Iran unter staatlicher Kontrolle steht, kaum gelingen.
Das Interesse an den Telefonnummern der Telegram-Nutzer kann als weiteres Indiz einer staatlichen Maßnahme gewertet werden. Nach eigenen Angaben von Telegram befinden sich rund 20 Millionen Anwender dieser App im Iran, die dort auch bei Regimekritikern und politisch aktiven Bürgern beliebt ist.
Die Telefonnummern der Telegram-Anwender seien aber durch reines Ausprobieren herausgefunden worden, so die Meldung. Die App verwendet das gleiche Verfahren, um unter den Kontakten im Adressbuch weitere Telegram-Nutzer aufzufinden. Diese, bei vielen Messengern gängige Abfrage, sei nun bei Telegram von außen nicht mehr möglich, berichtet der Anbieter auf seinem Blog.
Um die Übernahme eines Nutzerkontos durch das Abfangen einer SMS zu verhindern, empfiehlt der Anbieter seinen Kunden, die seit einem Jahr verfügbare Zwei-Faktor-Authentifizierung zu verwenden. Dabei muss zusätzlich ein Passwort eingeben werden. Eine abgefangene SMS alleine reicht dann nicht mehr aus, um das Konto zu übernehmen.
Was die Zwei-Faktor-Authentifizierung ist, und wo sie noch überall eingesetzt werden kann, erfahren Sie im Beitrag Zwei-Faktor-Authentifizierung.